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dpa-AFX · Uhr
    Elektrisierende Transparenz, Kommentar zu Ford von Sebastian Schmid
Frankfurt (ots) - Ford will sich neu erfinden. Das Pkw-Geschäft wird dividiert
in eine batterieelektrische und eine Verbrenner-Sparte. Die Bereiche sollen
kooperieren, aber je eine individuelle Gewinn-und-Verlust-Rechnung ausweisen und
eine eigene Firmenkultur etablieren. Gerade Letztere soll helfen, den Rückstand
auf innovative Newcomer wie Tesla oder Rivian zu verkürzen. Dafür nimmt Doug
Field, bei Ford für die Weiterentwicklung von Elektromobilität und
Digitalisierung zuständig, sogar in Kauf, dass die Leute in "Häschenpantoffeln"
zur Arbeit erscheinen. Hauptsache sie seien die besten.

Der Jubel an der Börse - die Ford-Aktie zog am Donnerstag um knapp 8 % an -
dürfte indes in erster Linie nicht der neu entdeckten Liberalität mit Blick auf
die Kleiderordnung geschuldet sein. Auch Kosteneinsparungen im Altgeschäft bei
mehr Investition ins neue sind wahrlich nicht innovativ. Zudem wurde
Marktspekulationen, Ford könne sein Elektroautogeschäft abspalten und an die
Börse bringen, eher ein Dämpfer verpasst. Die Leitung der neuen Elektro-Einheit
"Model E" übernimmt Konzernchef Jim Farley höchstpersönlich. Auch die von Kumar
Galhotra geleitete Verbrennersparte "Blue", die Farley als "Geheimwaffe" für
Skaleneffekte anpries, dürfte bleiben. Was also hat die Anleger an Fords Plänen
mehr elektrisiert als vergleichbar umfangreiche Investitionsvorhaben der
Konkurrenz?

Außergewöhnlich ist zumindest der in der Branche bislang einzigartige Mut zur
Transparenz, die der US-Konzern verspricht. Dass die Elektromobilität
kostspieliger Anschubinvestitionen bedarf, ist nichts Neues. Alle Autokonzerne
haben milliardenschwere Konzepte offengelegt und in den vergangenen Monaten und
Jahren immer wieder ausgeweitet. Wovor die traditionellen Autobauer bislang aber
zurückschreckten, ist der separate Ausweis einer Gewinn-und-Verlust-Rechnung für
das fragile und schwer einzuschätzende Elektroauto-Geschäft.

So spricht Volkswagen zwar davon, mit jedem verkauften E-Auto Geld zu verdienen.
Die Qualität dieser Aussage, geschweige denn die konkrete Margenentwicklung
können Investoren allerdings derzeit nicht validieren. Bei VW ist eben aktuell
nur die Manufaktur gläsern. Ford hingegen verspricht Außenstehenden den
Durchblick, wie es in alten wie neuen Geschäftsfeldern tatsächlich läuft. Ob
hier Ziele erreicht oder verfehlt werden, muss künftig nicht mehr gemutmaßt
werden. Die Investoren haben am Mittwoch honoriert, was an der Börse schon immer
elektrisiert hat: Transparenz.

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