ROUNDUP: Unternehmensstimmung im Euroraum fällt auf Acht-Monats-Tief
LONDON (dpa-AFX) - Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im Juli erneut und deutlich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global fiel zum Vormonat um 1,0 Punkte auf 48,9 Zähler, wie S&P am Montag in London nach einer ersten Umfragerunde mitteilte. Es ist der tiefste Stand seit acht Monaten. Der Indikator liegt jetzt klar unter der 50-Punkte-Grenze, die zwischen Wachstum und Schrumpfung unterscheidet. Analysten hatten im Schnitt mit 49,6 Punkten gerechnet.
Besonders düster sieht es in der Industrie aus, wo der Indikator auf den tiefsten Stand seit gut drei Jahren fiel. Im großen Dienstleistungssektor liegt die Kennzahl so niedrig wie letztmalig vor einem halben Jahr. Die Industrie leidet seit längerem unter einer schwachen Auslandsnachfrage. Die Dienstleister haben der Entwicklung lange Zeit getrotzt, die Branche schwächelt aber zunehmend.
Bankvolkswirte deuteten die Zahlen als Abschwungsignal. "Die Rezession kommt näher", heißt es in einem Kommentar des Commerzbank-Experten Christoph Weil. Nach neuesten Daten ist die Eurozone im Winterhalbjahr einer technischen Rezession noch denkbar knapp entgangen. Für den weiteren Jahresverlauf sind Ökonomen aber skeptisch: "Die konjunkturellen Aussichten trüben sich weiter ein", warnte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.
Ähnlich äußerten sich die Fachleute von S&P Global: Die trüben Geschäftsaussichten und der schwache Auftragseingang deuteten darauf hin, dass sich die Talfahrt in den nächsten Monaten beschleunigen könnte. Positiv vermerken sie, dass der Preisdruck weiter nachgelassen habe. Die durchschnittlichen Verkaufspreise seien so schwach wie seit knapp zweieinhalb Jahren nicht mehr gestiegen.
Fraglich ist, wie sich die Entwicklung auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auswirkt. Als nahezu sicher gilt, dass ihr Leitzins in dieser Woche weiter steigt. Am Donnerstag trifft der EZB-Rat seine Entscheidungen. Der anschließende Kurs ist aber ungewiss. Nach Einschätzung von Commerzbank-Fachmann Weil sprechen die S&P-Umfragedaten dagegen, dass die EZB die Leitzinsen nach Juli weiter erhöht.
Die Entwicklung im Überblick:
Region/Index Juli Prognose Vormonat EURORAUM Gesamt 48,9 49,6 49,9 Industrie 42,7 43,5 43,4 Dienste 51,1 51,6 52,0 DEUTSCHLAND Industrie 38,8 41,0 40,6 Dienste 52,0 53,1 54,1 FRANKREICH Industrie 44,5 46,0 46,0 Dienste 47,4 48,5 48,0
(Angaben in Punkten)
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