Börse am Morgen

Nun unter 15.900: Dax fällt weiter – Minus 10 Prozent: Infineon stürzt ab – Dürr mit Gewinnsprung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Die Talfahrt geht weiter: In einem trüben Umfeld startete der Dax zu Handelsbeginn unter die Marke von 15.900 Punkten. Gut eine Stunde nach Handelsbeginn liegt er mit knapp 1,1 Prozent im Minus bei 15.840 Punkten

Heiß gelaufene Aktienmärkte mit beinahe schon euphorischen, aber in jedem Falle sorglosen Anlegern brauchen in der Regel ein Ventil, um etwas Druck aus dem Kessel zu lassen. Und das fand die Börse am Mittwoch in dem Entzug der Bestnote in Sachen Bonität der USA durch die Ratingagentur Fitch.

Jürgen Molnar (RoboMarkets)

Der Dax leidet damit weiter unter Gewinnmitnahmen, nachdem es am Montag bei 16.528 Punkten ein weiteres Rekordhoch erreicht hatte. Als Belastung kamen die gestrige Abstufung der USA durch die Rating-Agentur Fitch hinzu sowie der heutige Kursrutsch von Infineon.

Entwicklung von Infineon schwächt sich leicht ab

Beim Chiphersteller Infineon hat sich im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 die Entwicklung im Vergleich zu den drei Monaten davor leicht abgeschwächt.

Der Halbleitermarkt zeigt weiterhin ein gemischtes Bild mit Licht und Schatten.

Jochen Hanebeck (Vorstandschef)

So sorgten Elektromobilität und erneuerbare Energien sowie die damit verbundenen Anwendungsbereiche für eine stabil hohe Nachfrage. Dagegen sei der Bedarf zum Beispiel für Konsumenten-Anwendungen, wie PCs und Smartphones, nach wie vor gering.

Quartalszahlen Q3/23 Infineon im Überblick

In der Chipbranche ist der Vergleich zum Vorquartal wegen der Volatilität des Geschäfts üblich. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Infineon bei allen Kennziffern kräftige Zuwächse erreichen.

Die Zahlen lagen im Rahmen der Analystenerwartungen. Die Jahresprognose bekräftigte der Chiphersteller.

Infineon rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz von 16,2 Mrd. EUR. Die geplanten Investitionen liegen bei 3,0 Mrd. EUR.

Negativ wirkte sich dagegen die abschwächenden Margentrends aus: Die Bruttomarge – wieviel des Umsatzes als Vorsteuergewinn in der Bilanz bleibt – liegt bei 44,5 Prozent. Im Vorquartal lag sie noch bei 46,6 Prozent.

Im Ergebnis sank die Infineon-Aktie gut eine Stunde nach Handelsbeginn um mehr als 10 Prozent auf unter 34,50 EUR und liegt damit am Ende des Dax.

Maschinenbauer Dürr steigert Gewinn deutlich

Der Maschinenbauer Dürr hat im zweiten Quartal vor allem dank guter Geschäfte mit der Autoindustrie deutlich mehr verdient.

Das zweite Quartal hat die erwartete Beschleunigung gebracht. Diesen Kurs setzen wir fort und in Q3 und Q4 werden Umsatz und Gewinn nochmals deutlich zulegen.

Jochen Weyrauch (Vorstandsvorsitzender)

Auch der Auftragseingang liege auf Kurs und dürfte im Gesamtjahr das obere Ende der Zielbandbreite von 4,4 bis 4,8 Milliarden Euro erreichen. Die Jahresziele bestätigte der Vorstand.

Im zweiten Quartal legte der Umsatz im Vorjahresvergleich um knapp sieben Prozent auf 1,12 Milliarden Euro zu, wie das im MDax notierte Unternehmen in Bietigheim-Bissing mitteilte. Aber vor allem im Tagesgeschäft lief es für den Maschinenbauer deutlich besser. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) zog um mehr als die Hälfte auf 62,6 Millionen Euro an. Dazu trug neben besserer Geschäfte auch ein Sparprogramm bei. Unter dem Strich hat sich der Überschuss mit 37,4 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Einzelhandel fordert Entlastung – Strom und Energie müssen billiger werden

Der Einzelhandel sieht die deutsche Wirtschaft an einem Scheideweg und fordert eine breite Entlastung etwa bei Energiepreisen. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, erklärte, ein Industriestrompreis helfe dem Einzelhandel überhaupt nicht weiter. „Es muss darum gehen, allen Unternehmen am Standort Deutschland wirtschaftlich gute Rahmenbedingungen zu bieten.“ Strom und Energie müssten für alle Branchen erschwinglich sein. „So sollte deshalb beispielsweise die Stromsteuer auf das europäisch zulässige Minimum abgesenkt werden. Davon profitieren alle.“

Genth äußerte sich zu einer Debatte um Entlastungen für die Wirtschaft angesichts der Konjunkturflaute in Deutschland. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will die Wirtschaft über ein Wachstumschancengesetz mit einem Steuerpaket um jährlich rund 6,5 Milliarden Euro entlasten. Kernelement ist eine Prämie für Investitionen in den Klimaschutz. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich für weitergehende Entlastungen ausgesprochen. Er will einen staatlich subventionierten Industriestrompreis. Das lehnt die FDP aber ab.

Genth sagte, die Wirtschaft in Deutschland stehe an einem Scheideweg. „In vielen Branchen sind die Lage und die Aussichten schlecht. Im Einzelhandel rechnen wir mit dem Verlust von 9000 Geschäften im laufenden Jahr. In einem normalen Vor-Krisenjahr schlossen rund 5000 Geschäfte ihre Türen.“ Die Konsumstimmung sei schlecht und es gebe aktuell keine Anzeichen für eine schnelle und gründliche Erholung.

Gleichzeitig seien eigentlich gerade hohe Investitionen in die Zukunft der Handelsunternehmen unabdingbar. „Digitalisierung und Klimaschutz kosten Geld. Doch nach den Krisen der vergangenen Jahre mangelt es vielerorts an finanziellen Mitteln und Reserven, um diese überlebenswichtigen Investitionen anzugehen“, so Genth. Er forderte zum Beispiel Nachbesserungen bei der Investitionsprämie sowie beim steuerlichen Verlustrücktrag.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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