Borussia Dortmund Aktie: Champions League oder Kreisklasse?

Aktienwelt360 Extra · Uhr

Für die einen steht der BVB für “Echte Liebe” und die legendäre gelbe Wand. Andere nennen den Club despektierlich Doofmund oder Biene Majas. Doch wie auch immer man zu Dortmund steht: Wenn es um den Kauf der Aktie geht, sollte man die Fußball-Emotionen zur Seite legen und mit kühlem Kopf analysieren, ob ein Investment gute Rendite-Chancen bietet. Dabei sind diverse Aspekte zu beachten.

Die Basis ist stark

Dortmund polarisiert, gibt sich einerseits als Arbeiterverein und pflegt andererseits auf der VIP-Bühne die Kontakte zu den Reichen und Mächtigen. Der Spagat gelingt, wie man an den jährlich weltweit über 1 Million verkauften Trikots erkennt, mit denen sich der BVB meistens in den weltweiten Top 10 wiederfindet.

Der Verein hat nicht nur eine riesige Fangemeinde, sondern kann auch darauf verweisen, dass er in der ewigen Bundesligatabelle seit vielen Jahren die Nummer zwei ist. Und dieses Gesamtpaket ist wiederum für Sponsoren sehr interessant. Allein von den Trikotpartnern fließen jährlich Beträge im Bereich von 35 Mio. Euro, während die meisten anderen Vereine weniger als 10 Mio. Euro erhalten.

Der Kreislauf aus höheren Einnahmen, einem stärker besetzten Kader und Erfolgen in nationalen und internationalen Wettbewerben kann so über viele Jahre hinweg aufrechterhalten werden.

Aktuell prägen Wandel und Unsicherheiten das Bild bei Dortmund

Auch wenn Dortmund seit langer Zeit Rückenwind erfährt, muss man sich bewusst machen, dass es in der Bundesliga-Geschichte diverse Beispiele für große Vereine gibt, die irgendwann in die Krise rutschten und sich in tieferen Ligen wiederfanden. Wenn sportliche Misserfolge und Missmanagement aufeinandertreffen, kann es ganz schnell gehen.

Dortmund hat zwar noch die Chance, ins Champions-League-Finale einzuziehen. Aber in der Bundesliga muss der Verein um seinen gewohnten Champions-League-Platz zittern. Nach der Niederlage gegen Leipzig ist der vierte Platz fast außer Reichweite. Es reicht nur, wenn Dortmund die Champions League gewinnt oder die Bundesliga von der UEFA hochgestuft wird.

Gleichzeitig geht die Ära Watzke zu Ende, der als Sportvorstand über Jahre hinweg Verantwortung für die Erfolge des Clubs trug. Sein Nachfolger wird Lars Ricken, der Held von 1997, der – kaum eingewechselt – mit einem herrlichen Lupfer für die Entscheidung im Finale gegen Juventus sorgte. Nachdem er erfolgreich das Nachwuchsleistungszentrum geführt hatte, werden ihm nun größere Aufgaben anvertraut. Ihm zur Seite stehen die Geschäftsführer Thomas Treß und Carsten Cramer, die beide ihre Verträge bis 2027 verlängert haben.

Das Führungsteam steht also, aber ob es auch reibungslos funktionieren wird, wird sich erst noch zeigen. Zum Saisonende wird Ricken beweisen müssen, dass er den Kader zusammenhalten kann, selbst, wenn das Gesamtbudget etwas geringer ausfällt. Vielleicht spielt ihm dafür in die Hände, dass Bundestrainer Nagelsmann erstaunlich wenig BVB-Spieler in den DFB-Kader beruft. Andererseits befindet sich der Kaderwert seit Jahren im Sinkflug. 2019 wurde er noch mit 640 Mio. Euro angegeben. 2024 sind es noch 464 Mio. Euro.

So viel Substanz steckt in der Bilanz der BVB-Aktie

  • 464 Mio. Euro sind immer noch ein respektabler Wert.
  • Zum Vergleich lag die Marktkapitalisierung Ende April bei gut 400 Mio. Euro.
  • Der Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2022/2023 bei 461 Mio. Euro, ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter 1.
  • Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen wirkt mit 123 Mio. Euro stark. Er relativiert sich aber, wenn man die Abschreibungen auf die Spielerwerte (jährlich über 100 Mio. Euro)
  • Auf diese Weise fiel in den letzten beiden Geschäftsjahren in Summe ein Verlust an.
  • Neben dem Kader, der unter die immateriellen Werte fällt und mit lediglich 170 Mio. Euro in der Bilanz steht, gehört Borussia Dortmund auch der SIGNAL IDUNA PARK. Er macht mit 177 Mio. Euro den Großteil der Sachanlagen aus.
  • Insgesamt beläuft sich das Vermögen auf 512 Mio. Euro.
  • Abzüglich der Verbindlichkeiten blieb zum 30. Juni 2023 ein Eigenkapital 283 Mio. Euro. Dank der starken Champions-League-Kampagne und der zusätzlichen Bellingham-Einnahmen ist der Wert zwischenzeitlich auf 353 Mio. Euro gestiegen.

Die Profitabilität schwankt erheblich, aber der Buchwert nähert sich aktuell der Marktkapitalisierung an.

Was gegen ein Investment spricht

Wir haben es hier nicht mit einer klassischen Wachstumsaktie zu tun. Das Stadion ist fast immer ausverkauft und wird nicht größer. Es gibt nur eine erste Mannschaft. Die weltbekannte Marke BVB wird jenseits von typischem Fan-Bedarf kaum für weitere Produktkategorien genutzt. Wachstum ist so nur über Preiserhöhungen und die Steigerung der Einnahmen aus den Vermarktungstöpfen möglich.

Zusätzliche Erträge lassen sich über den Transfermarkt erzielen. In der Vergangenheit hat Dortmund immer mal wieder richtig gute Deals eingefädelt, zuletzt mit den Superstars Erling Haaland und Jude Bellingham. Aber Erfolge beim Scouting und der Nachwuchsarbeit lassen sich nicht garantieren. Das Management agiert hier als Spekulant, der manchmal gute Renditen erzielt und manchmal draufzahlen muss.

Das Fußball-Business ist aus Investorensicht auch deshalb ungünstig, weil das Gehaltsgefüge der Mitarbeiter ziemlich unkalkulierbar ist. Gute Spieler befinden sich in einer guten Verhandlungsposition und können folglich saftige Gehaltserhöhungen durchsetzen, wenn es gut läuft. Im anderen Fall brechen auf der einen Seite die Einnahmen weg, während die Fixkosten hoch bleiben.

Keine Champions-League-Aktie, aber interessante Beimischung

Fußball-Aktien wie die von Borussia Dortmund gehören nicht unbedingt zu den attraktivsten Segmenten an der Börse. Während der BVB in der Champions League eine gute Figur macht, ist die Aktie im Vergleich zu bewährten Qualitätsaktien eher Kreisliga. Genau das wird allerdings auch im Kurs reflektiert. Und da Fußball immer Konjunktur hat, eignet sich der Wert auch gut zur Portfolio-Diversifikation.

Die Aktie wird solide von Eigenkapital unterfüttert und die Bewertungskennzahlen sind so niedrig, dass Investoren im Normalfall mit einer vernünftigen Rendite rechnen dürfen, selbst, wenn nächstes Jahr Europa League ansteht. Gewinnt Dortmund allerdings den Henkelpott, dann steht ein Kursfeuerwerk an.

Der Artikel Borussia Dortmund Aktie: Champions League oder Kreisklasse? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

Aktienwelt360 2024