Inflationsdaten im Fokus

Erzeugerpreise in Euro-Zone sinken vor absehbarer Zinswende stärker als erwartet

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Berlin/Brüssel (Reuters) - Vor der absehbaren Zinswende im Euroraum sind die Erzeugerpreise stärker als erwartet gesunken und signalisieren nachlassenden Inflationsdruck.

In der Industrie gingen sie im April zum Vormonat um 1,0 Prozent zurück, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich ein Minus von 0,4 Prozent auf dem Zettel, nach minus 0,5 Prozent im März. Und zum Vorjahresmonat gaben die Erzeugerpreise im April um 5,7 Prozent nach. Ökonomen hatten hier nur mit einem Rückgang um 5,3 Prozent gerechnet, nach minus 7,8 Prozent im März. Noch Anfang 2023 waren die Erzeugerpreise binnen Jahresfrist im zweistelligen Prozentbereich gestiegen.

Damals befeuerten Energiekosten die Inflation, mittlerweile dämpfen sie den Preisauftrieb: Die Erzeugerpreise für Energie sanken im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,7 Prozent. Lässt man diesen Bereich außen vor, fielen die Erzeugerpreise in der Industrie nur um 1,0 Prozent. In der Statistik werden die Preise der Produkte ab Fabriktor gelistet - also bevor diese weiterverarbeitet oder gehandelt werden. Sie gelten somit als früher Hinweisgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise.

Trotz einer zuletzt wieder anziehenden Inflation steht die Europäische Zentralbank (EZB) kurz vor der Zinswende. Die Inflation war im Mai auf 2,6 Prozent gestiegen, womit sie sich wieder etwas von der EZB-Zielmarke von 2,0 Prozent entfernte. Im April lag sie noch bei 2,4 Prozent. Experten erwarten daher heftige Diskussionen unter den Währungshütern über den weiteren Zinspfad.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Klaus Lauer- Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)