Kolumne von Alexander Mayer

Steht die nächste Phase der Bitcoin-Rally bevor?

decentralist.de · Uhr
Quelle: Bangkok Click Studio/Shutterstock.com

Der Bitcoin-Kurs steckt nun bereits seit über zwei Monaten in einer Seitwärtsphase, mit einer zwischenzeitlichen Korrektur von 23 Prozent vom letzten Allzeithoch bis auf die Marke von 56.000 Dollar. Seit dem Zwischentief Anfang Mai konnte sich der Kurs jedoch zurück in einen Aufwärtstrend begeben und hat mit dem 50-Tage-Trend und dem exponentiellen 21-Tage-Trend sein aufwärts gerichtetes Momentum zurückerobert.

Die Marke von 71.500 Dollar bleibt der Knackpunkt, den der Kurs nachhaltig überwinden muss, um in die Preisfindungsphase oberhalb des letzten Allzeithochs zu gelangen und die nächste Phase dieser Rally einzuleiten.

Quelle: Tradingview

Bitcoin scheint dabei weiterhin seinen übergeordneten, zyklischen Preismustern zu folgen und hat unmittelbar nach dem Halving eine Konsolidierungsphase eingelegt. Genauso war es in den vergangenen Bullenmärkten der Fall gewesen.

Die nächste Rally steht in den Startlöchern

Auf fundamentaler Ebene spricht jedoch sehr viel dafür, dass die nächste Phase dieser Rally sich bald entfalten kann. Nach einer Phase mit geringerem Momentum seit dem Erreichen des jüngsten Allzeithochs im März zeigt sich die Nachfrage von Seiten der ETF-Märkte und der institutionellen Investoren in den letzten Wochen wieder deutlich stärker. Wir sind zu einer Dynamik zurückgekehrt, in der die ETFs tägliche Zuflüsse im dreistelligen Millionenbereich erfahren.

Zuletzt ist das positive Momentum hier wieder mit Macht zurückgekehrt. Allein in dieser Woche (den Freitag noch nicht mitgerechnet) sind knapp 1,7 Milliarden Dollar an Kapital netto in die Märkte geflossen.

Auch die ETFs in Hongkong geben nach einem verhaltenen Start ein positiveres Bild ab und haben zuletzt Zuflüsse in immerhin zweistelliger Millionenhöhe verzeichnen können. Dazu kommt, dass die institutionelle Adaption auch in anderen Teilen der Welt weitergeht. So wurden zuletzt auch Spot-ETFs in Thailand und Australien genehmigt. Die Wall Street und institutionelle Spieler aus aller Welt haben ein wachsendes Interesse an Bitcoin.

Man kann es ihnen nicht verübeln, wenn man unter das Getriebe der Finanzmärkte schaut. Spätestens seit 2008 werden die Märkte immer maßgeblicher von künstlicher Liquidität angetrieben, ausgelöst durch immer extremere geldpolitische Interventionen. Bereits seit 2023 befinden wir uns im nächsten Liquiditätszyklus. Im Jahr 2022 waren die Geldhähne temporär zugemacht worden, um die Inflation nicht zu sehr aus dem Ruder laufen zu lassen.

Spätestens seit Herbst 2023 sehen wir jedoch wieder eine Ausweitung der Liquidität. Sie wird vor allem dadurch ausgelöst, dass die US-Regierung ihre Schuldenaufnahme an das kurze Ende der Zinskurve verlagert und damit Geld aus dem isolierten Topf der Reverse Repo Facility der Zentralbank Federal Reserve in die Märkte gezogen hat. Details dazu erfahren Sie in dieser Kolumne. Die Liquidität ist der Haupttreiber für die Märkte – für Bitcoin jedoch ganz besonders. 

Darum dürfte die Liquidität weiter steigen

Die Liquidität dürfte aufgrund einiger Faktoren weiterhin steigen und die Rally an den Märkten weiter anheizen:

-              Das US-Finanzministerium hat ein Anleihekaufprogramm gestartet, um langlaufende Anleihen vom Markt zu kaufen, die Liquidität an den Anleihemärkten zu verbessern und damit etwas Druck vom Bankensektor zu nehmen. Finanziert wird das durch die Ausgabe kurzlaufender Anleihen, die weiteres Geld aus der Reverse Repo Facility und in die Märkte ziehen werden.

-              Die Federal Reserve hat das Tempo der quantitativen Straffung verringert und baut ihre Bilanzsumme nun langsamer ab. Dadurch verringert die Fed auch die umlaufende Geldmenge langsamer, was die Liquiditätsbedingungen stützt.

-              Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre erste Zinssenkung ausgeführt, was die Kredit- und damit Liquiditätsbedingungen verbessert.

-              China muss den heimischen Immobilienmarkt mit quantitativer Lockerung auffangen und hat bereits entsprechende Schritte eingeleitet.

-              Wir sind mitten im US-Wahlkampf. Das heißt, dass die amtierende Regierung weiterhin alles dafür tun wird, dass die Wirtschaft brummt und die Aktienmärkte sich positiv entwickeln, um offiziell ein starkes finanzielles Bild in den USA zu erzeugen. Finanziert wird das durch neue Schulden.

Zudem bleiben einige Gefahren, die perspektivisch ein deutlicheres Eingreifen auf geldpolitischer Ebene erforderlich machen könnten. Die USA müssen eine riesige Menge an Schulden in den nächsten zwei Jahren refinanzieren. An den Finanzmärkten gibt es nicht mehr genug Nachfrage für diese enorme Menge an Staatsanleihen – selbst am kurzen Ende nicht. Diese Nachfrage wird durch künstliche Liquidität erzeugt werden müssen.

Die hohen Zinsen bleiben auch ein riesiges Problem für den US-Bankensektor. Die unrealisierten Verluste in den Bilanzen der Banken sind weiterhin eine Zeitbombe. Die Federal Deposit Insurance Corporation, ein US-Einlagensicherungsfonds, zählte zuletzt 63 pleite-gefährdete US-Banken.

Auch dieses Loch muss im Zweifel mit künstlicher Liquidität seitens der US-Notenbank gefüllt werden.

Bitcoin kann in diesem Umfeld nur gewinnen

Die Zeichen stehen definitiv auf Ausweitung der Liquidität. Bei Bitcoin zeichnet sich jedoch gleichzeitig ein Paradigmenwechsel ab. Während die Kryptowährung früher größtenteils als Spekulationsobjekt und Wette auf die Zukunft gehandelt wurde, rücken die fundamentalen Stärken von Bitcoin angesichts der wachsenden Risiken im traditionellen Finanzsektor in den Fokus. 

Institutionelle Investoren positionieren sich entsprechend langfristig, um die Vorteile von Bitcoin zu nutzen. Da bei den angesprochenen Problemen keine langfristigen Lösungen außer weitere Runden der geldpolitischen Lockerung in Sicht sind, ebnet das den Weg für weitere massive Kurssteigerungen von Bitcoin. Denn man darf nicht vergessen, was die steigenden Kurse an den Finanzmärkten letzten Endes symbolisieren: eine Entwertung des Geldes und eine Verzerrung der Wertbemessung von sämtlichen Vermögenswerten. Bitcoin als digital limitierter Vermögenswert spiegelt das am besten wider.

Denken Sie langfristig!

Würde Bitcoin in einer Finanzkrise crashen oder im Kurs steigen? Eine Antwort auf diese Frage finden Sie in der neuesten Video-Ausgabe von decentralist.

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