Genug von Magnificent 7 und FANG? 2 interessante Giganten aus der zweiten Reihe

Aktienwelt360 Extra · Uhr

Beim Sport sind alle Augen gebannt auf den Fußball gerichtet und an der Börse sind die unangefochtenen Stars die Magnificent 7. Sie sind es, welche den amerikanischen Leitindex Nasdaq 100 maßgeblich prägen. Schon allein die einstigen Erzfeinde Microsoft und Apple sowie Chip-Lieferant NVIDIA besitzen ein Gewicht von zusammen über 27 %. Selbst im breiter gefassten S&P 500 machen die glorreichen Sieben ein Drittel aus. Und das Gros der thematischen Anlageprodukte sind reichlich mit ihnen bestückt, weil sie viele der großen Technologietrends mitgestalten.

Während des Booms rund um Cloud, E-Commerce, mobile Computing, Streaming und Social Media in den Jahren vor der Pandemie kursierten auch Akronyme wie FA(A)NG und Big Five, um die damals herausragendsten Tech-Konzerne zusammenzufassen. Netflix und Tesla gehören manchmal dazu und manchmal nicht.

In der Zwischenzeit sind weitere Themen wie Krypto, KI und Metaverse hinzugekommen, was alles Trends sind, die GPU-Herstellern wie NVIDIA und AMD in die Hände spielen. Heute haben wir damit eine Handvoll Unternehmen mit Billionenbewertungen (englisch: trillions). Solche Bewertungen implizieren Milliardengewinne – pro Woche!

Tatsächlich haben die 10 profitabelsten Unternehmen der Welt – inklusive Saudi Aramco – laut einer Auswertung von Grow and Convert im Jahr 2023 zusammen knapp 690 Mrd. US-Dollar Gewinn gemeldet. Kein Wunder, dass die Augen vieler Anleger angesichts solcher unfassbaren Summen glänzen. Dass ihr Anteil an diesen Gewinnen mikroskopisch gering ist, wird dabei oft ignoriert.

Dennoch hat sich Big Tech über die letzten Jahre – und zum Teil auch Jahrzehnte – bewährt. Sie sitzen so fest im Sattel, dass sie fast nichts mehr umwerfen kann. Ihre Macht übertrifft heute in vielerlei Hinsicht die Politik und mit den gewaltigen Barmittelzuströmen können sie sich jederzeit technologisch verstärken oder in neue Geschäftsfelder vordringen.

Aber warum müssen es immer die allergrößten sein? Auf Sicht der kommenden Jahre bieten Tech-Aktien aus der zweiten Reihe möglicherweise bessere Renditechancen. Hier kommen zwei Ideen:

Adobe

Fast jeder kennt die Firma, weil der Acrobat Reader seit den 90er-Jahren das am meisten verbreitete Programm zum Anzeigen von PDF-Dokumenten ist und der Flash Player bereits im frühen Internet interaktive Webpräsenzen ermöglichte. Das Gegenstück sind die Anwendungen für kreative Profis, wie Photoshop, Illustrator und Dreamweaver.

Aber wie hat es Adobe damit den Aufstieg vom Softwareunternehmen mit niedriger zweistelliger Milliardenbewertung in der 10er-Jahren zum heutigen Tech-Giganten mit über 200 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung geschafft? Der Schlüssel dazu liegt sicherlich in der sogenannten Creative Cloud.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat Adobe seine Desktop-basierte Software in Cloud-basierte Dienste umgewandelt. Das Unternehmen hat damit nicht nur eine integrierte Plattform geschaffen, sondern auch dieses Ökosystem um weitere Marketing-, E-Commerce- und Analysedienste erweitert.

Mit dem Umzug in die Cloud wandelten sich auch Lizenzumsätze in wiederkehrende Abozahlungen mit höheren Margen. Außerdem wurde es leichter, Upselling zu betreiben, weil verwandte Anwendungen nur noch einen Klick entfernt sind. In den Jahren ab 2013 wuchs Adobe oft mit Raten von rund 20 %. Zuletzt ging es etwas langsamer voran, im Bereich von 10 %. Für 2024 erwartet das Management ein Plus von etwa 10,2 %, bei einem Umsatz von 21,3 bis 21,5 Mrd. US-Dollar.

Künftig könnte sich das Wachstum wieder etwas beschleunigen und beim Gewinn je Aktie rechnen Analysten im Schnitt mit Steigerungsraten von 15 %. Vor allem vom KI-Tool Firefly, das erstaunliche Bilder generieren kann und mit dem viele kreative Prozesse beschleunigt und unterstützt werden können, verspricht sich das Management eine Menge.

Im Verlauf der letzten Monate haben sich das scheinbar gedämpfte Wachstum, die geplatzte Figma-Übernahme sowie temporäre Effekte negativ auf die bis 2021 stürmisch verlaufende Kursentwicklung ausgewirkt. Nach dem Analystentreffen zum zweiten Quartal (per 31. Mai) machte die Aktie allerdings einen Freudensprung im nachbörslichen Handel des 13. Juni. CEO Shantanu Narayen zeigte sich begeistert von einem Rekordumsatz von 5,31 Mrd. US-Dollar und verwies auf ein starkes Wachstum in den Bereichen Creative Cloud, Document Cloud und Experience Cloud.

Aufgrund des guten Kundenzuspruchs erhöhte Adobe auch seine Prognose für seine Jahresziele. Beim bereinigten Gewinn je Anteil werden jetzt mindestens 18 US-Dollar erwartet. Die gute Strategieumsetzung spricht dafür, dass die Aktie nun wieder auf einen Aufwärtstrend einschwingen kann. Trotz des Kurssprungs bringt Adobe noch immer zehnmal weniger auf die Waage als Microsoft.

Qualcomm

Ganz ähnlich sind die Kraftverhältnisse zwischen den Halbleiter-Konzernen Qualcomm und NVIDIA. Dabei war Qualcomm vor fünf Jahren noch das größere Unternehmen. Und noch immer ist Qualcomm eine Macht: Die schnellen und stromsparenden Snapdragon-Prozessoren sind als System-on-a-Chip in rund einem Viertel der weltweit verkauften Smartphones verbaut. Hinzu kommen mobile Modems und allerlei Kommunikations-Chips, Sensoren und Leistungshalbleiter, die auch bei Apple-Geräten verbaut werden.

Auf dieser Basis dringt Qualcomm kontinuierlich in neue Anwendungsbereiche, darunter Notebooks mit Oryon CPUs, die im fortschrittlichen 4-Nanometer-Prozess hergestellt werden. Die vorteilhaften Eigenschaften für mobile Anwendungen kommen auch beim Infotainment im Auto zum Tragen, genauso wie für das autonome Fahren, Robotersysteme, das vernetzte Zuhause oder die Umsetzung der virtuellen Realität. All das sind Märkte, denen über die kommenden Jahre große Wachstumspotenziale zugesprochen werden.

Auch beim Thema KI hat Qualcomm ein Wörtchen mitzureden. Das Unternehmen entwickeln mit Hochdruck Lösungen für energieeffiziente KI, welche direkt auf Endgeräten laufen kann. Damit würde sie allgegenwärtig und lokal verfügbar, anstatt sie in die abstrakte Cloud zu verlagern, wie es derzeit die übliche Praxis ist. NVIDIA fokussiert sich immer stärker auf zentrale „KI-Fabriken“. Qualcomm fährt den dezentralen Ansatz und unterstützt mit seinen Chips den Rand der Cloud und das Internet der Dinge. Wo am Ende das größere Geschäft gemacht wird, ist noch keine ausgemachte Sache.

Während also das Smartphone-Geschäft angesichts harter Konkurrenz aus Asien eher stagniert, hat Qualcomm dennoch alles in der Hand, um spürbares Wachstum zu generieren. Im zweiten Quartal (per 24. März) übertraf Qualcomm seine Prognose und zeigte sich sehr zufrieden mit der Erschließung des Automobilgeschäfts, das mit 35 % zulegte und allmählich eine relevante Größe erreicht. Qualcomm generiert dabei gute Cashflows, die es ihm erlauben, allein im Q2 1,6 Mrd. US-Dollar für Aktienrückkäufe und Dividenden aufzuwenden. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres fiel ein Nettogewinn von 5,1 Mrd. US-Dollar an und es spricht vieles dafür, dass Qualcomm künftig noch profitabler werden kann.

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