Börse am Morgen 04.07.2024

Dax: Erholung geht weiter – Plus zehn Prozent: Kurssprung bei Conti – Rückschlag für Roche

onvista · Uhr
Quelle: Curioso.Photography/Shutterstock.com

Nach den deutlichen Vortagesgewinnen hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag seine Aufwärtsbewegung gebremst fortgesetzt. Der Dax liegt gut eine Stunde nach Handelsbeginn mit 0,35 Prozent im Plus bei 18.438 Punkten, nachdem er tags zuvor um rund 1,2 Prozent zugelegt hatte. 

Positive Vorgaben kommen erneut von der US-Technologiebörse Nasdaq, wo die Leitindizes Nasdaq 100 und Nasdaq Composite tags zuvor in einem verkürzten Handel Rekordhochs erklommen hatten. Wegen eines Feiertags findet an diesem Donnerstag in den USA kein Handel statt. Dies dürfte erfahrungsgemäß auch an der deutschen Börse zu relativ geringen Umsätzen führen. Es muss aber nicht zwangsläufig träge zugehen, denn in einem dünnen Markt können schon deutlich weniger Käufe und Verkäufe für stärkere Bewegungen sorgen.

Continental-Kurssprung - Hoffnung nach Analystenkonferenz

Die Continental-Aktie hat mit einem Kurssprung auf Aussagen bei einer Analystenkonferenz reagiert. Nach dem Handelsstart schnellten die Papiere des Autozulieferers und Reifenherstellers nach oben. Nach gut einer Stunde Handel liegt die Aktie mit über zehn Prozent im Plus und kratzt an der Marke von 60 Euro.

Damit knüpften die Papiere an ihre Vortageserholung an, nachdem sie am Dienstag bis auf knapp 52 Euro - und damit auf ein Tief seit November 2022 abgesackt waren.

Conti rechnet in diesem Jahr in Europa zwar weiter mit einem schwierigen Geschäft in der Autozulieferung, auf dem chinesischen Markt aber mit Wachstum. Bei der Preisentwicklung sei der Konzern im zweiten Quartal gegenüber dem Jahresbeginn wie erwartet vorangekommen, hieß es in einer Zusammenfassung des sogenannten "pre-close calls" mit Analysten und Investoren vor der wochenlangen Schweigeperiode, die den Quartalszahlen vorausgeht. Zudem dürften erste Effekte des eingeleiteten Sparprogramms in der Autosparte sichtbar werden, hieß es vom Konzern. Der Effekt soll über das Jahr noch anwachsen und sich dann wie bekannt kommendes Jahr voll entfalten.

Ein Marktteilnehmer zeigte sich am Morgen positiv überrascht: Die Aussagen des Managements signalisierten ein unerwartet starkes zweites Quartal, nachdem das erste Jahresviertel wohl das schlechteste seit langem gewesen sei. Die wichtigste Nachricht sei, dass Conti im Bereich Automotive im abgelaufenen Quartal fast den Break-even erreicht habe und damit viel stärker als befürchtet abgeschnitten habe.

Seit Mitte Februar hatte die Conti-Aktie - auch wegen eher trister Erwartungen nicht weniger Investoren - rund ein Drittel an Wert eingebüßt. Im bisherigen Jahresverlauf ist sie mit einem Minus von zuletzt rund 23 Prozent unter den drei schwächsten Dax-Werten.

Roche erleidet weiteren Rücksetzer mit neuartiger Krebstherapie

Der Pharmakonzern Roche hat einmal mehr eine Forschungsschlappe erlitten. Das neuartige Krebsmittel Tiragolumab verfehlte in einer Kombinations-Studie die gesteckten Ziele, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. In der Phase II/III-Studie „Skyscraper-06“ wurde Tiragolumab zusammen mit dem Immuntherapeutikum Tecentriq plus Chemotherapie bei Patienten mit einem bestimmten Lungenkrebs (NSCLC) als Erstlinien-Behandlung eingesetzt. In der Studie wurde diese Kombination mit einer aus Pembrolizumab (von Merck/MSD) und Chemotherapie verglichen.

Zu den Zielen zählte vor allem das progressionsfreie Überleben, also die Zeit, die vom Beginn der Behandlung im Rahmen einer klinischen Studie bis zur weiteren Progression der Erkrankung oder dem Todesdatum des Patienten verstreicht. Auch das Ziel des Gesamtüberlebens (OS) wurde nicht erreicht. Dieses Ziel misst, wie lange Patientinnen und Patienten mit einer Erkrankung leben.

Die von Roche getestete Kombination zeigte vielmehr eine geringere Wirksamkeit bei diesen beiden Zielen als die Vergleichskombination.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse beabsichtige Roche nun, die Studie zu beenden. Die Ergebnisse würden den Gesundheitsbehörden mitgeteilt und anschließend auf einer bevorstehenden medizinischen Tagung präsentiert.

Zudem würden in den laufenden Phase-III-Studien mit Tiragolumab Behandlungssituationen und Indikationen untersucht, die sich von SKYSCRAPER-06 unterscheiden. Auf der Grundlage dieser aktuellen Ergebnisse werde Roche prüfen, ob relevante Änderungen am laufenden Tiragolumab-Programm erforderlich seien.

Für den Pharmakonzern ist das eine Schlappe, da er große Hoffnungen auf den neuen Wirkstoff gesetzt hatte. Tiragolumab ist den Angaben zufolge ein neuartiger Immun-Checkpoint-Inhibitor. Er bindet selektiv an TIGIT, einen neuartigen hemmenden Immun-Checkpoint, der die Immunantwort auf Krebs unterdrückt. Auf Basis präklinischer Forschung werde angenommen, dass Tiragolumab als Immunverstärker mit anderen Krebsimmuntherapien wie Tecentriq wirksam sei.

Rohstoffpreisindex steigt kräftig

Die Rohstoffpreise steigen laut der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) weiter deutlich. „Nach einer zwischenzeitlichen Beruhigung Mitte 2023 zeigt die Entwicklung wieder steil nach oben“, sagte Verbandschef Bertram Brossardt in München. Der Rohstoffpreisindex der vbw stieg von April bis Mai um 4,0 Prozent und notiert nun bei 153,9 Punkten. Das sind fast 40 Prozent über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.

Indium, das vor allem in China raffiniert und als transparenter Leiter für Flachbildschirme und Touchscreens verwendet wird, verteuerte sich innerhalb nur eines Monats um 38 Prozent. „Es ist ein klassisches Beispiel für Chinas große Bedeutung als Lieferant von Rohstoffen für Zukunftstechnologien“, sagte Brossardt. „Die Unsicherheit über die Entwicklung der Rohstoffpreise auf den globalen Märkten wird zur Dauerbelastung für die Unternehmen.“ Für eine sichere Versorgung zu bezahlbaren Preisen und um einseitige Abhängigkeiten von einzelnen Lieferländern zu verhindern, müssten die Unternehmen stets neue Bezugsquellen erschließen. „Am Beispiel Indium wird das noch einmal besonders deutlich.“

In den vbw-Rohstoffpreisindex fließen die Weltmarktpreise von 42 Rohstoffarten in US-Dollar ein.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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